„Stasi? Irgendwas mit Hitler...“, „Helmut Kohl war Bundeskanzler der DDR und Erich Honecker hat die BRD regiert.“ Solche Antworten – das ergeben regelmäßige Befragungen von Jugendlichen – erhält man, wenn es um die Geschichte der DDR geht.
Und seit Jahren wird von öffentlicher Seite gefordert, diesem Zeitraum deutscher Geschichte im Schulunterricht mehr Raum zu geben. Genau das haben die Lehrerinnen und Lehrer des Fachbereiches Geschichte am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Königs Wusterhausen getan, indem sie den 25. Jahrestag der Wiedervereinigung zum Anlass genommen haben, zusammen mit der pädagogischen Arbeitsstelle der Gedenkstätte Berlin – Hohenschönhausen einen Projekttag zu gestalten. Der Unterricht hat die Schülerinnen und Schüler der 9. bis 11. Klassen auf diesen Tag vorbereitet. Sie selbst haben der Schule Leihgaben von Gegenständen aus der DDR – von Kittelschürze über Pioniertuch bis hin zum Hundertmarkschein – aus ihren Familiensammlungen zur Verfügung gestellt. Ein erstaunlicher Bestand ist da zusammengekommen, der noch immer in den Vitrinen der Schule ausgestellt ist. „Was ist DAS?“, so die Frage eines Jugendlichen nach einem undefinierbaren orangenen Gegenstand in der Vitrine. „Ein Fön.“ Es ist erfreulich zu sehen, dass viele Schülerinnen und Schüler in den Pausen vor den Vitrinen verweilen und die Exponate studieren, oft mit Verwunderung, Verblüffung, Kopfschütteln.
Der Projekttag selbst war der 09.10.15 und bestand aus mehreren Stationen: Vom Quellenstudium über die Staatssicherheit, deren Akten eine Länge von 180.000 km ergeben würden, dem Anschauen des Dokumentarfilms „Ein Volk unter Verdacht“, der eindrücklich zeigt, wie die DDR mit Menschen verfahren ist, deren Haltung ihrer Ideologie nicht entsprach, bis hin zu Zeitzeugengesprächen, die zweifelsohne den Höhepunkt des Tages darstellten, ging das Programm.
Wie ist es, wenn man sich wie Thomas Raufeisen mit 16 plötzlich in der DDR wiederfindet, weil es für den Vater als Spion in Hannover zu gefährlich geworden ist, wenn nichts mehr ist, wie es war, selbst der Vater nicht mehr ist, der er war, von einem Tag zum anderen. Die Lebensgeschichte von Thomas Raufeisen, die dieser in seinem Buch „Der Tag, an dem uns Vater erzählte, dass er ein Spion sei. Eine deutsche Tragödie“ verarbeitet hat, wie auch die Berichte von Jürgen Breitbarth über seine Verhaftung mit 22 Jahren nach einem abgebrochenen Fluchtversuch haben die Jugendlichen ehrlich berührt und sie haben mit großem Interesse die Erzählungen beider Zeitgenossen verfolgt.
Es war ein guter und lehrreicher Tag, der die Wertschätzung der Schülerinnen und Schüler erfahren hat, indem sie aufmerksam waren, neugierig, interessiert und am Ende ein ganzes Stück klüger.
K.Piotrowski, 15.10.2015, Vertreterin der Fachschaft Geschichte