Schiff Ahoi – Schülerworkshop zu »Der fliegende Holländer«
Veröffentlicht am 13. Dezember 2015
David Rathay, Schüler der Klasse 8-4 des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums Königs Wusterhausen, hat seine Erlebnisse im Schülerworkshop zu Wagners »Der fliegende Holländer« im Oktober dieses Jahres notiert. Der Bericht entstand im Rahmen des »Kreativen Schreibens« im Deutschunterricht. Am 12.11. erlebten die Schüler und Eltern der Klasse 8-4 bei der Vorstellung vom »Fliegenden Holländer« einen tollen Opernabend, auf den sie besonders gut vorbereitet waren!
Neugierig und mit guter Laune nahm unsere Klasse 8-4 am Mittwoch, dem 14.10.2015, mit ihrem Käpt’n, Herrn Höhlig, Kurs auf Berlin zum Workshop in der Staatsoper Berlin zum »Fliegenden Holländer«.
Pünktlich in der Früh legten wir in Königs Wusterhausen ab und kreuzten mit der S-Bahn durch den öffentlichen Personenverkehr. Nach ruhiger Fahrt kamen wir planmäßig am Kai des Berliner Schiller - Theaters an.
Nach einer kleinen Verschnaufpause stellten wir uns dem Hafenmeister und Workshopleiter, Herrn Wenzel U. Vöcks, vor. Dieser führte uns durch sein Reich, wir durften uns Vieles hinter den Kulissen anschauen und erfuhren zum Beispiel, dass die Beleuchtung nur noch durch Technik gesteuert wird und kein Beleuchter mehr in luftiger Höhe arbeiten muss.
Und weil es im Theater um Theater geht und man gern Theater macht, geriet schon die persönliche Vorstellung zu einem kleinen Theaterakt. Jeder musste seinen Namen wie eine Schwärmerei aussprechen und dazu eine passende Pose machen. Erstaunlicherweise klappte dies recht gut, was bestimmt auch an der besonderen Umgebung lag. Nun, nach dieser kleinen Aufwärmübung war das Eis gebrochen und unser Schiff konnte Fahrt aufnehmen, es wurde Ernst mit dem Theater.
Wir wurden in drei verschiedene Mannschaften aufgeteilt – die Mannschaft des Fliegenden Holländers, die Mannschaft Dalands und die Frauen der norwegischen Matrosen.
Jeder in einer Mannschaft erhielt eine schiffsmäßige Kopfbedeckung, was uns plötzlich ganz anders aussehen ließ. Mit Unterstützung einiger Theatermitarbeiter dachten wir uns Spielszenen aus, die thematisch zur jeweiligen Mannschaft passten. Diese trugen wir uns dann alle gegenseitig vor.
Die nächste Aufgabe, die wir erfüllen mussten, bestand darin, ein vorgegebenes Zitat zu singen. Dazu erhielt jeder eine Rolle (Fliegender Holländer, Senta, Daland,…) und dann durften wir in die entsprechenden Kleidungsstücke der Figuren schlüpfen. Das hat uns allen viel Spaß gemacht. Zur guten Stimmung trug auch bei, dass wir für diese Aufgabe ein zur Figur gehörendes Gehen üben sollten. Dabei musste jeder versuchen, sich in die Rolle hineinzuversetzen. Und so liefen viele Fliegende Holländer, Dalands und Sentas über die Probebühne.
Ob der richtige Fliegende Holländer noch essen muss, blieb ein Geheimnis. Wir jedenfalls hatten irdischen Hunger und freuten uns über die Mittagspause in der Kantine.
Als Höhepunkt spielten wir nach der Pause in Gruppen Szenen aus dem „Holländer“ nach, die auch in der Oper dargestellt werden. Dazu wurden uns bestimmte Opernszenen vorgegeben und wir dachten uns einen Sprechtext aus, den wir dann vortrugen und szenisch umsetzten.
Die Zeit verrann schneller als der Fliegende Holländer segeln kann, es war nachmittags, wir wechselten die Kleidung und nahmen Kurs zurück auf unseren Heimathafen in Königs Wusterhausen.
Auch wenn bisher noch niemand aus unserer Klasse Opernsänger werden will, hat es uns doch interessante Einblicke in eine uns sowohl bekannte als auch unbekannte Berufswelt gegeben. Und mit neuem Wissen ausgestattet, sind wir schon alle in freudiger Spannung auf unseren Opernbesuch in der kommenden Woche. Schließlich wissen wir ja nun ein wenig mehr, wie es hinter den Kulissen aussieht.
David Rathay
(Klasse 8-4 des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums Königs Wusterhausen)
Die Klasse 8-4
Szene aus dem "Fliegenden Holländer"
Orgelbesuch in der Kreuzkirche Königs Wusterhausen
Musikunterricht einmal anders – Orgelführung in der Kreuzkirche Königs Wusterhausen
Am 23.6.2015 durften wir, die Klasse 9-3, gemeinsam mit unserem Musiklehrer Herrn Höhlig die Orgel der Königs Wusterhausener Kreuzkirche im Rahmen des Musikunterrichts besichtigen. Die dortige Organistin und Kantorin Frau Scheetz erzählte uns dabei alles, was man über die Orgel wissen muss, stellte die Klangmöglichkeiten einzelner Register sowie deren Kombination vor und beantwortete geduldig unsere Fragen.
So konnten wir viele Dinge über die Geschichte der Orgeln in der Kreuzkirche und die neue Ahrend-Orgel selbst in Erfahrung bringen. Kaum einer von uns hatte gewusst, dass diese Orgel von einer der bedeutendsten Orgelbaufirmen Deutschlands gebaut wurde.
Nach der Beantwortung aller Fragen spielte uns die Kantorin eine Toccata von Dietrich Buxtehude vor, wofür es großen Beifall gab.
Besonders interessant war der abschließende Einblick in das Innere der Orgel.
Alles in allem hat sich dieser kurze Ausflug eindeutig gelohnt, um mehr über die „Königin der Instrumente“ und besonders über unsere Orgel in Königs Wusterhausen zu erfahren.
Text: Johannes Sommerfeldt, Fotos: Reinhard Höhlig
Wie Adina männlich wurde und die, deren Name sich niemand merken konnte, grundlos zornig war
Der Bahnhof in Königs Wusterhausen: grau, trist, verregnet. Das einzig Ungewöhnliche an diesem Tag ist eine Gruppe wild durcheinander schnatternder Schüler auf dem Bahnsteig. Wo die nur hinwollen? Nun, bei besagter Gruppe handelt es sich um niemanden anderes als um den Grundkurs Musik des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums von Herrn Höhlig. Und der Grund unserer Anwesenheit auf dem Bahnsteig an jenem trüben Montagmorgen war, dass wir uns brennend für Oper interessieren. Oder sollte ich sagen: unser Lehrer? Wie dem auch sei, unser Ziel war die Staatsoper, die derzeit im Schiller-Theater untergebracht ist. Dort sollte uns das Stück "Das Liebeselixier" von Donizetti durch szenische Interpretation näher gebracht werden. Was genau wir uns darunter vorzustellen hatten, wussten wir noch nicht, aber interessanter als ein typischer Schultag versprach es allemal zu werden. Also stiegen wir in den Regional-Express und los ging es. Doch die Deutsche Bahn wäre nicht die Deutsche Bahn, wenn es unterwegs keine Komplikationen gegeben hätte. Eigentlich war alles ganz einfach: Wir würden mit dem RE nach Berlin Zoologischer Garten fahren, dort aussteigen und bis zum Schiller-Theater laufen. Doch eine lebensmüde Persönlichkeit machte uns einen Strich durch die Rechnung, indem sie es schaffte, sich auf die Gleise zu werfen, natürlich genau innerhalb unseres Zielbahnhofs. Keine Chance, an diesem unschönen Ereignis vorbeizukommen. Während uns der Lokführer mürrisch mitteilte, er warte noch auf Weisungen von oben, überlegten wir fieberhaft, wie wir noch pünktlich zu unserem Workshop kommen sollten. Nach mehrfachem Hin- und Her entschieden wir uns für die Weiterfahrt mit der S-Bahn. So kamen wir dann auch sicher und (mehr oder weniger) zufrieden noch fast pünktlich am Zielort an.
Begrüßt wurden wir von zwei jungen und sehr engagiert wirkenden Frauen, Anna und Katharina, die uns unsere 20 Minuten Verspätung gnädig vergaben. Unsere Gruppe wurde nach einigen Worten der Begrüßung durch den weniger glamourösen Hintereingang in die Oper eskortiert. Einen deutlichen Kontrast zu diesem eher enttäuschenden ersten Eindruck bot jedoch der Zuschauerraum, ein riesiger Saal, den man als geschmackvoll eingerichtet beschreiben konnte. Vorausgesetzt man mochte samtbezogene Stühle und große Kronleuchter. Unsere erste Aufgabe vor Ort bestand darin zu schätzen, wie viele Zuschauer in jenem Saal Platz nehmen können. Ich denke, es sind um die 2000. Begleitet von einer dauerhaften Geräuschkulisse, die durch die auf der Bühne herumwerkelnden Arbeiter verursacht wurde, erzählten uns unsere zwei Begleiterinnen zudem einige Dinge über die Staatsoper und das Schiller-Theater. Anschließend führte uns eine halbe Weltreise über verwinkelte Treppen und durch finstere Gänge, wie man sie aus Mystery-Thrillern kennt, schließlich zum eigentlichen Ort des Geschehens. Kaum waren wir dort angekommen, erhielten wir auch gleich die erste Aufgabe, die uns Gymnasiasten an die Grenzen unseres Könnens brachte: Wir sollten uns in einem Kreis auf den Boden setzen. Nach mehreren Berechnungen von Radius, Umfang und Flächeninhalt gelang uns schließlich etwas annähernd Kreisförmiges.
Doch kaum saßen wir, da mussten einige von uns auch schon wieder aufstehen. In kleinen Gruppen von ca. 4-5 Mann/Frau sollten wir den restlichen Schülern eine Emotion als Standbild näher bringen, während unsere Mitstreiter zu erraten hatten, um welche Emotion es sich handelte. Von Liebe (Hand auf's Herz und Kniefall) bis hin zur Arroganz war einiges dabei. Um nicht lauschen zu können, welche Anweisungen die zwei jungen Damen den kleinen Grüppchen gaben, mussten wir immer und immer wieder „Gemurmel, Gemurmel, Gemurmel“ murmeln. Das Verrückte ist, dass die entstehende Geräuschkulisse wirklich wie Gemurmel klingt. Wer mag, kann es gerne einmal ausprobieren - nur besser nicht im Unterricht... Anschließend ging es dann an die Wahl der Rollen. Adina, eine reiche Frau von hohem Stand und Nemorino, ein armer Kerl, der sich Hals über Kopf in Adina verliebt, sind die beiden Hauptpersonen der Oper. Dementsprechend wurden die Rollen auch oft vergeben. Zur Überraschung von vielen gab es auch einige männliche Anwärter für die Rolle der schönen Adina. Weitere Rollen wie Dulcamara, Belcore und Adinas beste Freundin standen ebenfalls zur Wahl. Um uns mit unserer Rolle besser identifizieren zu können, durften wir uns verkleiden. Dabei wurden uns Kostüme aus dem Fundus der Oper zur Verfügung gestellt.
Kaum waren wir in unsere Kleider, Uniformen oder Lumpen geschlüpft, war es wesentlich einfacher, sich in die Situation der einzelnen Rollen hineinzuversetzen. Und es wurde auch sehr viel leichter, eine spezielle Gangart für die Person zu entwickeln, wie es unser nächster Auftrag vorsah. Mit unseren einstudierten Bewegungen im Kreis laufend, übten wir die kurzen Sätze, die auf einem Rollenkärtchen standen. Diese singend unseren Klassenkameraden vorzutragen und dabei in unseren eingeübten Bewegungen umherzuschlendern, war unsere letzte Mission vor der Mittagspause.
Und schon da ging es mit den Interpretationsschwierigkeiten los: Wir, die wir Gianetta (oder wie auch immer sie hieß; wirklich keiner konnte sich ihren Namen merken!) spielen sollten, hatten uns anhand ihres Satzes "Leise, um Himmels Willen, noch darf das Geheimnis nicht offenbart werden!" zurechtgelegt, dass sie furchtbar wütend ist. Also stapften wir mit zornglühenden Augen über die Bühne und hörten uns dabei vermutlich wie eine Horde Trampeltiere an. Egal, wir waren ja schließlich echt sauer. Der Haken an der Sache war nur, dass wir, als die Musik angestellt wurde, feststellen mussten, dass wir uns in der Emotion geirrt hatten. Die Musik war viel zu ruhig, als dass jemand hätte wütend sein können. Wir beschlossen weiterhin zornig zu sein, auch wenn wir uns dabei ziemlich albern vorkamen. Was tut man nicht alles für die Schauspielerei... Zum Glück endete das Lied bald und so auch unsere Tortur.
Nach einigen weiteren etwas passenderen Darbietungen der einzelnen Charaktere war es an der Zeit, die Mensa kennenzulernen, um dort die Mittagspause zu verbringen. Uns wurde mitgeteilt, dass wir unsere Kostüme ruhig anbehalten könnten, schließlich sei es in der Oper gang und gäbe, kostümiert umherzulaufen. Bequem wie einigen von uns war, zogen wir unsere Dorfmädchen-Outfits oder Offiziersuniformen also nicht aus. Kaum waren wir jedoch in der Mensa angelangt, wurde über unsere schicke Bekleidung der eine oder andere weniger freundliche Kommentar abgegeben und viele fanden uns ungeheuer amüsant. So viel also zum Thema Unauffälligkeit... Nach dem Mittag war unser Auftrag eine Szene aus dem Stück nachzuspielen, natürlich mit unseren eigenen Texten und diesmal zum Glück ohne Gesang. Dadurch, dass alle Szenen bis kurz vor dem Ende von uns interpretiert wurden, hatten wir also am Ende des Tages ein ziemlich vollständiges Bild von der Oper, allerdings wurde uns nur so viel verraten, dass wir dennoch voller Freude und sogar mit gesteigertem Interesse dem Opernbesuch am kommenden Freitag entgegensahen. Viel zu schnell endete so ein unterhaltsamer Tag, der wieder einmal unter Beweis stellte, dass alternativer Unterricht ebenso lehrreich, aber deutlich unterhaltsamer als gewöhnlicher Frontalunterricht ist. Für diese Erkenntnis und für den einzigartigen Unterrichtstag sowie die äußerst mitreißende Opernaufführung am darauf-folgenden Freitag, bei der wir in der zweiten (!) Reihe saßen, möchten wir uns bei den dafür verantwortlichen Mitarbeitern der Staatsoper bedanken. Wir können diesen Kurs nur weiterempfehlen und hoffen, dass die Staatsoper ihn noch viele Jahre für weitere interessierte Schüler anbietet.
Jane Mademann (Autorin, zweite von rechts) 31.05.2013